Sonntag, 29. März 2009

Auf den Spuren der sizilianischen Mafia

In Palermos Altstadt toben Schlachten, Nacht für Nacht geht es um Leben und Tod, mehr noch: um die Rettung des Abendlandes. In schimmernder Wehr stehen sich Ritterheere gegenüber, jene Karls des Großen und die der Sarazenen, das christliche Europa gegen die muslimischen Eroberer, rotbäckige Helden in stählernem Harnisch gegen Fieslinge in Pluderhosen. Da gellen Schlachtrufe, da krachen Schwerter aufeinander, da gehen Städte im Feuer unter – und Mimmo Cuticchio, der Marionettenspieler, zieht die Fäden.

Der 61-Jährige mit der grauen Löwenmähne ist Palermos letzter Geschichtenerzähler. Die anderen traditionellen Cuntastorie sind dem Kino und dem Fernsehen gewichen, nur Cuticchio – inzwischen zum Unesco-Weltkulturerbe befördert – betreibt sein Marionettentheater weiter. Die Heldendramen aus dem Mittelalter lässt er aufleben, und weil er jeden Abend aus dem Stegreif spielt, inszeniert er nicht nur eine ferne sizilianische Geschichte nach; er durchwirkt sie mit der Gegenwart.

Ein paar hundert Meter weiter, hinaus aus dem dunklen Gassengewirr in die helle Weite des Hafens, führt der Unternehmer Ivanhoe Lo Bello ganz andere Schlachten. Sie sind moderner. Sie werden im Verborgenen ausgefochten. Und manchmal weiß man nicht, wer die Guten und die Bösen sind. Lo Bellos Schlachten gehören zum Mythos Sizilien und sind doch allgegenwärtig, jeden Tag: 80 Prozent der Wirtschaftstreibenden in Palermo zahlen Schutzgeld an die Cosa Nostra, die örtliche Mafia. Lo Bello, der Vorsitzende des sizilianischen Industriellenverbands, will diese unselige Tradition beenden. Von einem „kulturellen Projekt“ spricht der 45-Jährige: „Das mafiöse System zu durchbrechen, das ist eine Frage des Kopfes, des Denkens.“

Die Zeit sei reif für einen allgemeinen Aufstand gegen die Mafia, glaubt Lo Bello. Denn für eine ernsthafte Bedrohung hält er die Cosa Nostra derzeit nicht, auch wenn er nach wie vor im gepanzerten Auto durchs Land fährt. „Der Staat hat hervorragende Arbeit geleistet, Polizei, Staatsanwälte und Gerichte haben die Struktur der Cosa Nostra stark geschwächt. Heute könnte man in Sizilien große Bauprojekte durchziehen, ohne dass die Mafia die beteiligten Firmen unter Druck setzen würde.“ Man könnte heute „geradezu die Jahrhundertbrücke über die Meerenge von Messina bauen“, sagt Lo Bello. „Jedenfalls auf sizilianischer Seite“, fügt er hinzu. Über das kalabrische Ufer, das Reich der ’Ndrangheta, will er lieber nicht reden.

Zwei Daten markieren die Wende im Kampf gegen die Cosa Nostra: Am 11. April 2006 wurde der „Boss der Bosse“ verhaftet, Bernardo Provenzano; 43 Jahre lang war er untergetaucht. Am 5. November 2007 erwischte die Polizei dann die zwei mächtigsten Thronanwärter: Vater und Sohn Lo Piccolo, die obersten Mafiosi von Palermo. Mit ihnen wurde auch der „Kassenwart“ der Stadtmafia verhaftet – und weil es ihm in der Eile des Zugriffs nicht gelang, den Inhalt seines Aktenkoffers durchs Klo zu spülen, bekamen die Ermittler auf einen Schlag nahezu die gesamte Buchhaltung der palermitanischen Mafia in die Hand.

Welches Unternehmen wann welchem Boten wieviel Schutzgeld zahlte – alles stand da verzeichnet, mit Klarnamen. Ferner liefen nach der Verhaftung der Lo Piccolo zahlreiche kleinere Clanmitglieder zur Polizei über und packten aus. Das ermöglichte weitere Großrazzien, die letzte Mitte Dezember 2008, dabei setzte die Polizei insgesamt 97 Drahtzieher fest. Und als neulich wieder einmal die Schlösser etlicher Geschäfte zugeklebt worden waren – eine Warnung der Mafia, dass ohne Arrangement kein Laden aufmachen darf, danach folgen Brandsätze – musste die Polizei nicht lange nach dem Verantwortlichen suchen. Glaubt man den Ermittlern, dann ist außer den Quartierfürsten nicht viel übrig geblieben von der Cosa Nostra.

Doch es gibt auch andere Beobachtungen. Daniele Marannano gehört zu jenen Studenten, die Mitte 2004 die Stadt mit Aufklebern übersät haben: „Ein Volk, das Schutzgeld an die Mafia zahlt, ist ein Volk ohne Würde.“ Daraus ist die Bewegung „Addio Pizzo“ geworden: Schutzgeld adé. Dieser sind rund 350 Geschäfte in Palermo beigetreten, darüber hinaus haben sich rund 10 000 „kritische Konsumenten“ verpflichtet, nur bei mafiafreien Betrieben einzukaufen. „Wir haben das Schweigen durchbrochen“, freut sich Marannano. Aber 350 Geschäfte von mehr als 10 000 in Palermo – ist das nicht wenig? „Die anderen zahlen ihr Schutzgeld weiter“, gibt Marannano zu. „Aber so winzig unsere Zahlen aussehen, sie haben einen hohen Wert. Sie zeigen, dass es möglich ist, aus dem Pizzo-System auszusteigen, dass es eine Alternative gibt.“

Auch Enrico Colajanni von der Aktion „Freie Zukunft“ will die Firmen ermutigen, das Joch der Mafia abzuschütteln. Doch viele, räumt er ein, trauen sich noch nicht. „Dem Mafiaboten die Zahlung zu verweigern und ihn anzuzeigen, das ist für viele ein Sprung ins Leere. Die Leute haben Angst um sich selbst, um ihre Familie, um ihr Geschäft. Oder davor, in den Medien als Anti-Mafia-Helden bejubelt zu werden und sich damit zum Angriffsziel der Bosse zu machen.“

Hinzu kommen andere Ängste: „Wer der Mafia das Geld verweigert oder vor Gericht gegen Erpresser aussagt, riskiert, von den Banken bestraft zu werden: Die stufen den Betrieb dann als bedroht ein und kündigen Kreditlinien und Girokonten“, sagt Colajanni. Andere befürchten, wegen Bilanzfälschung belangt zu werden, weil sie die illegalen Schutzgeldzahlungen jahrelang verschleiern mussten. Und immer noch, heißt es aus Ermittlerkreisen, gebe es Unternehmer, die – auch ohne konkrete Bedrohung – schon vor der Eröffnung neuer Filialen mit dem Quartierboss Kontakt aufnehmen.

„Die Leute zahlen, weil sie immer schon gezahlt haben“, erklärt ein anderer Anti-Mafia-Kämpfer – und zum Beleg zitiert er einen ähnlich lautenden Zeitungsbefund aus dem Jahr 1876. Wenn die Mafia von heute auf morgen wegfiele, sagt ein der Bewegung nahestehender Psychotherapeut, „dann würde die sizilianische Gesellschaft einen ihrer Referenzpunkte verlieren – die Folge wäre eine riesige Orientierungslosigkeit“. Der Mythos der Mafia, fügt er hinzu, sei „bedeutender als die Mafia selbst“.

Auch die jungen Aktivisten von „Addio Pizzo“ räumen ein, dass die Zerschlagung der Cosa Nostra erst gelingen kann, „wenn wir eine Massenbewegung werden“. In diesem Sinne äußert sich auch Piero Grasso, der oberste Mafia-Staatsanwalt Italiens: „Wir haben das Schutzgeldsystem der Mafia in die Krise geführt: Früher konnten die Erpresser sicher sein, dass sie nicht angezeigt werden, das ist heute anders. Aber tot ist die Mafia erst, wenn keiner mehr Schutzgeld zahlt.“

Dass das System intakt ist, dass „die Firma“ auch ohne ihre Chefs weiterarbeitet, dafür gibt es deutliche Anzeichen. Nach gängigen Schätzungen macht allein die sizilianische Mafia einen Jahresumsatz von 35 bis 40 Milliarden Euro – gespeist vor allem aus dem Drogenhandel, dann aus dem Waffenschmuggel, dem Abgreifen öffentlicher Aufträge, aus Erpressung. Das Schutzgeld macht den geringsten Teil aus; es dient laut Ermittlern nur dazu, die Gehälter der Clan-Mitglieder, den Unterhalt der inhaftierten Bosse, die „Renten“ ihrer Familien sowie Anwaltskosten zu bestreiten. Vor allem aber dient es dazu, die Herrschaft über ein Territorium aufrechtzuerhalten.

Zusätzlich spielt der Cosa Nostra nun die Weltfinanzkrise in die Hände: Staatsanwalt Antonio Ingroia spricht in den Justizbunkern von Palermo davon, dass mit der Krise geradezu die neue Stunde der Mafia gekommen sei: „Wenn es heute überhaupt jemanden gibt, der flüssige finanzielle Mittel in Menge hat, dann ist es die organisierte Kriminalität.“ In einer Zeit, in der kriselnde Banken keine Kredite mehr zur Verfügung stellen, könnte so die Mafia zum bestimmenden Finanzier notleidender Firmen werden – und diese von innen heraus übernehmen, befürchtet Ingroia. Außerdem, sagt der Staatsanwalt, sei die Cosa Nostra „an der Börse“. Sie bediene sich internationaler, äußerlich unverdächtiger Finanzgesellschaften, bei denen sich „das schmutzige Geld mit sauberem mischt und kaum mehr ausfindig zu machen ist“. Diese Finanznetze sind auch nach der Inhaftierung nahezu aller großen Bosse noch intakt.

Dabei tut sich auch im amtlichen Sizilien etwas. Das Regionalparlament hat neue Gesetze zur Bekämpfung der Mafia beschlossen: Wer Schutzgelderpresser anzeigt, zahlt fünf Jahre lang keine Steuern; öffentliche Aufträge sollen nur an mafiafreie Firmen gehen. Auch der Industrieverband unter Ivanhoe Lo Bello setzt seinen Moralkodex konsequent durch: Bereits ein Dutzend Firmen, die sich mit der Mafia eingelassen haben, sind aus dem Verband ausgeschlossen worden.

Den „Kultursprung“ sieht Lo Bello aber in einer generellen Modernisierung der Insel: „Schutzgeld zahlen vorzugsweise rückständige Betriebe mit veralteter Produktion. Bei Hightech-Betrieben gehört das nicht zur Unternehmenskultur.“ Auch würden nur selten Großkonzerne belangt: „Die Erpresser brauchen ein Gegenüber. Wenn die vor einer Industrieanlage stehen und statt eines greifbaren Chefs nur anonyme Pförtner finden, geben sie auf.“ Für Lo Bello ist der Kampf gegen die Mafia eine Grundbedingung zur Modernisierung Siziliens – und umgekehrt die Rückwärtsgewandtheit der Insel das größte Hindernis bei der Bekämpfung der Cosa Nostra. „Lähmender als die Mafia“, sagt Lo Bello, seien die überbordende Bürokratie, die quasifeudalen Verwaltungsstrukturen Siziliens.

Darin ist der Unternehmer sich einig mit Mimmo Cuticchio, dem Marionettenspieler, der in seinen Geschichten genau diese regionalen Charakterzüge aufspießt. Noch immer sitzt Cuticchio im Gassengewirr der Altstadt hinter seinem Miniaturtheater und zieht Fäden. Wer aber der eigentlich Drahtzieher ist auf dieser Insel, weiß auch er nicht.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 30.03.2009) Von Paul Kreiner, Palermo

Montag, 9. März 2009

Espresso Starbucks und Sizilien


die Idee, in Amerika Kaffee nicht nur in Bohnen sondern als fertiges Getraenk zu verkaufen wurde von Howard Schultz nach dem Besuch einer Verkaufsmesse 1983 in Mailand geboren.1987 kaufte er Starbucks für 3,8 Millionen US$ und begann – mit elf Läden und hundert Angestellten – eine in der Geschichte der Gastronomie beispiellose Expansion.
Wer heute durch Amerika fährt, findet fast an jeder Ecke einen Starbucks Coffee Shop, mit wirklich gutem Kaffee, aber um einen echten Espresso zu trinken, muss man schon bis nach Italien fahren,
und zu einer gelungenen Sizilienreise gehoert auf jeden Fall ein Caffè -so heisst hier der Espresso- getrunken im Stehen in der Bar einer Piazza umgeben von der typischen Geräuschkulisse.
Lust auf Urlaub? Sizilien als ideales Reiseziel
Der Espresso sollte leicht bitter, aromatisch und würzig schmecken. Um das zu erreichen, muß das Espressomehl relativ kühl gelagert werden oder, am allerbesten, frisch gemahlen werden. Wichtig ist auch die richtige Portionierung und natürlich die Qualität des Espressomehls, die von mehreren Faktoren abhängt (Näheres hierzu entnehme man bitte dem Punkt "Herstellung").Der Espresso wird so heiß serviert, daß man ihn gerade trinken kann. Das entspricht bei normalem Abkühlen einer Zeitspanne von ca. zwei Minuten, nachdem der Espresso bei 95°C Wassertemperatur bei Ausgang gebrüht wurde. Der Genuß wird noch angenehmer gestaltet, wenn zusätzlich ein Glas frischen Wassers serviert wird. Perfekt ist die Beigabe des Kekschens ! Man gebe sich Zeit für diese Köstlichkeit !Trotz des kräftigen Geschmacks enthält ein Espresso gerade einmal rund 40 % der Koffeinmenge einer Tasse "normalen" Kaffees, der heller geröstet wurde. Für Espresso werden meist zu 100 % Arabica-Bohnen verwendet, die dunkelgeröstet werden, dadurch Aroma besser konservieren aber an Koffein verlieren. Im Italienischen bedeutet "espresso" soviel wie "schnell" oder "rasch", was sich auf den raschen Vorgang des Brühens beziehungsweise auf den Wunsch, wie der Espresso serviert werden soll, bezieht - eben rasch ! Das Wort verweist jedoch auch auf den Vorgang des Herauspressens, wenn mit Kraft aus caffè und Wasser Espresso "gepreßt" wird. Am besten eignet sich ein Espresso nach dem Essen, aber auch zwischendurch kann sein belebendes Element nur zum Vorteil sein. Espresso Variationen

Montag, 2. März 2009

sicilian Oranges in Taiwan

Negotiations officially started between Sicily Region’s government (Italy) and Taiwanese authorities in order to launch Sicilian oranges’ exports to Taiwan. Sicily Region has already conveyed a proposal of phytosanitary control through its diplomats.

“Our proposal comes further to the meeting we had on February 4th with a Taiwanese official delegation led by the Parliament’s President Wang Jinping. This meeting has been a very good premise to possible exports of Sicilian citrus fruits to this relevant market” claims Giovanni La Via, Regione Sicilia’s councilior for Agriculture.

“In order to implement all necessary procedures to overcome phytosanitary ties, we proposed to employ the same control protocol we have already applied for exports to USA, which is based on the “cold treatment” procedure” contnues La Via.

The cold treatment - largely accredited internationally - ensures total removal of fruit parasites, especially the Mediterranean fruit fly (Ceratitis capitata), which is banned from many Countries outside EU.

“We are about to open a new market channel towards Asian Countries, which offers a great potential and significant synergies for Sicilian products’ international perspectives” concluded La Via

if you want to eat the fresh orange come to Sicily