Mittwoch, 7. Januar 2009

Je weniger Geld, desto groesser werden die Klunker


Der Vergleich mit einer festlich dekorierten Tanne gilt für Damen normalerweise nicht als Kompliment. In dieser Saison ist auffälliger und vor allem überdimensional großer Schmuck allerdings absolut angesagt. Dabei passt der Riesenschmuck nicht nur zum Jahresende; er hilft sogar gegen den Rezessions-Blues.
Die Zeiten, in denen Schmuck "understated“ und mit eleganter Zurückhaltung daherkam, gehören der Vergangenheit an. In den aktuellen Winterkollektionen der Designer sind vor allem riesige Schmuckstücke zu sehen, an denen die zarten Models auf den Laufstegen schwer zu tragen hatten. Burberry, Emilio Pucci, Giorgio Armani, Louis Vuitton: alle präsentierten übergroße Colliers, Armreife und Ringe. Inzwischen sieht man den XXL-Schmuck auch auf den Straßen, in den Clubs und bei festlichen Anlässen.
Mit Schmuck buhlt man um Fremdanerkennung“, sagt der Trendforscher Peter Wippermann vom Hamburger Trendbüro. "Früher galt Schmuck als mehr oder weniger stilles Signal. Heute geht es darum, zum Stadtgespräch zu werden“, sagt Wippermann. Einen Grund für dieses anhaltende modische Phänomen sieht der Trendforscher in der aktuellen Finanzkrise. "Dass sich die Menschen in einer Situation, die von wirtschaftlicher Unsicherheit und gedrückter Stimmung geprägt ist, mit Glamour umgeben wollen, ist eine ganz natürliche Reaktion“, sagt Wippermann. "Schmuck bekommt dann einen erhöhten Symbolwert und soll zeigen, dass man nicht zu den Verlierern gehört.“
Statt Trübsal zu blasen, wird also munter gegen die Krise angeglitzert.
Dabei muss der Schmuck noch nicht einmal aus Diamanten und Edelmetall bestehen. "Ob es nun echter Schmuck ist, oder Modeschmuck – es geht vor allem darum, eine gewisse Art von Glamour zu zeigen und ein ganz bestimmtes Selbstbewusstsein“, sagt Wippermann. Im Vordergrund steht die Freude an Farbe, Formen und funkelnden Steinen.
Im nächsten Frühling steht dann auch den Ohrläppchen Großes bevor: Auf den Frühjahr-/Sommer-Modenschauen von Zac Posen, Vivienne Westwood, Ralph Lauren und vielen anderen Designern trugen die Models auffälligen Ohrschmuck, der teilweise bis zu den Schultern reichte. Zuweilen wurden die Oversize-Ohrringe sogar mit riesigen Halsketten kombiniert. Bleibt nur zu hoffen, dass es – im Umkehrschluss – wirtschaftlich steil bergauf geht, sobald der Schmuck anfängt, wieder kleiner zu werden