Donnerstag, 27. März 2008

Andrea Camilleri Die Pension Eva

Eine stille Geschichte über eine Sizilianische Pubertät
Der vierzehnjährige Nené wächst in der italienischen Stadt Vigàta im faschistischen Sizilien auf. Irgendwie kriegt er nicht so recht mit, was um ihn herum geschieht, schließlich konzentriert er sich doch sehr auf die Schule.Zunächst uninteressiert an dem großen - wie er später in Erfahrung bringt - auf den Festen zunächst eines Tempels und später einer Kirche erbauten Gebäude mit den vielen darin wohnenden Frauen, erfährt er eines Tages, dass es sich um ein Bordell handelt. Noch unerfahren und etwas unwissend erweitert er Stück für Stück seine Kenntnisse über das Leben dort, das Leben überhaupt und vor allem die Sexualität. Ganz normal für einen sich entwickelnden Jugendlichen.
Geschrieben von Uli Geißler,
Anzeige Beschaulich und in einer von Nené selbst gewählten Geschwindigkeit erobert er sich die Welt der Körperlichkeit, der Beziehungen und der Liebe. Sein Freund Jacolino weiß so viel mehr und hat Kontakte zu den Damen, die sich in der Villa montags von ihrer täglichen Arbeit erholen. Die Jungs werden älter und eines Tages übernimmt Jacolinos Vater die Leitung des Etablissements. Das ermöglicht ihnen, obwohl noch nicht volljährig, sich immer am Montag mit den zweiwöchentlich wechselnden Damen zu treffen, mit ihnen zu essen, zu trinken und zu feiern. In fröhlicher Runde sind sie geradewegs eine kleine Familie, die sich zum Austausch dort trifft. Nichts ist verwerflich, unanständig oder schmuddelig. Es sind aufrichtige Beziehungen und angenehme Stunden, die alle gemeinsam dort verbringen.
Nené erfährt vom Leben und der Welt, vom Leid und Schmerz aber auch ganz viel vom Glück und vor allem von der Liebe, welche ihn heftig und selbst ereilt. So entwickelt sich der Roman am Rande der bombenschwangeren Kriegsjahre ablenkend und doch von den Ereignissen bedrückt als ein idyllisches Randerleben von bedeutender Lebensintensität. Genau weiß man nicht, wohin die Geschichte führen soll, doch am Ende wirkt die entstehende Melancholie bei aller Traurigkeit, die in den Geschehnissen verborgen steckt ein wenig wie ein „Happy End“.
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