Montag, 7. April 2008

Mit Cappuccino gegen die Mafia

In Palermo regt sich der Widerstand gegen die Schutzgelderpresser / Vereinigung führt Liste mit mafiafreien Läden und Cafés
PALERMO. Immer mehr Unternehmer und Ladenbesitzer in der sizilianischen Hauptstadt Palermo weigern sich, Schutzgeld zu zahlen. Jüngst hat sogar ein Anti-Mafia-Supermarkt eröffnet. Gerade an Feiertagen wie Pfingsten oder Weihnachten müssen sich Unternehmer und Ladenbesitzer in der sizilianischen Hauptstadt einer dunklen Seite der Stadt stellen. Denn sie dienen alljährlich den Männern von der Mafia als Vorwand, um das "pizzo" , das Schutzgeld, einzufordern — gerade an solchen Festtagen bedürften nämlich einsitzende Verwandte, Nachbarn und natürlich die Bosse des monetären Zuspruchs aus dem Viertel. Doch Schutzgeld einzutreiben ist kein Selbstläufer mehr: Immer mehr Unternehmer und Ladenbesitzer haben Mut und zeigen ihre Erpresser an. Erst kürzlich trugen wieder zwei Polizisten aus Palermo eine weiße, mannshohe Schautafel zu einer Pressekonferenz im Polizeipräsidium der Stadt. Darauf waren mit Reißnägeln die Fotos jener acht Mafiosi gepinnt, die der Polizei bei ihrer jüngsten Anti-Mafia-Aktion ins Netz gingen, der "Operation Addio Pizzo" — "Auf Wiedersehen Schutzgeld" .Recht freundlich sehen die meisten der Männer aus, eigentlich normal, mit ordentlichen Hemden, manche mit Gel in den Haaren, drei von ihnen schon grau. Unter ihren Fotos stehen ihre bürgerlichen Namen, Vittorio Bonura oder Michele Seidita. Doch bei der Mafia hatten sie eigene: Unter den Decknamen "Honda" , "Fiat" oder "Orologio" ("Uhr" ) waren sie unterwegs, um Schutzgeld zu erpressen — so wie noch heute Hunderte andere. "Ohne das Schutzgeld kann die Mafia gar nicht existieren" , sagt Tano Grasso, der Chef der nationalen Anti-Schutzgeld-Vereinigung, "deshalb sind auch kleine Verhaftungen so wichtig." >>>>
keine Angst vor Urlaub in Sizilien